Skitouren in den Lyngen Alps

THOMAS ROTTENBERGS ERLEBNISBERICHT VON DER PILOTREISE 2012

YellowTRAVEL:

Bevor YellowTRAVEL ihre fertigen Reiseprodukte Kunden anbietet, findet eine Pilotreise statt. So auch im Jahr 2012 als das Skitouren-Erlebnis in den Lyngen Alpen von Norwegen erstmalig durchgeführt wurde. Mit dabei: Thomas Rottenberg, der darüber einen authentischen und tollen Reisebericht verfasst hat:

Auch wenn der Höhenmesser bloß 1.200 oder 1.500 Meter zeigt: Touren an den Fjorden rund um den 70. Breitengrad können alles, was man sich davon erwartet. Und noch ein bisserl mehr.

Ich muss mich bei Markus Wadsak entschuldigen. Denn ich habe ihn angelogen: In Lyngen gibt es nämlich doch Skilifte. Zumindest einen: Ich habe ihn gesehen – allerdings war er weit weg. Auf der anderen Seite des Tales. Und: Er war nicht in Betrieb. So gesehen habe ich den ORF–Wettermann also nicht wirklich angelogen, als ich ihm beim Chat via Facebook erklärte, dass es hier zwar grandiose Berge gäbe, man aber selbst hinaufgehen müsse. Und dass die Fotos, auf denen eine ziemlich bunte Horde beim Auffellen am Strand zu sehen war, tatsächlich authentisch seien: Ja, in Norwegen beginnen Skitouren auf Meeresniveau. Also auf 0 Metern Seehöhe – hier, in Norwegen, schaffen es sogar Leute wie ich, ihren Höhenmesser zu kalibrieren. Obwohl das in Wirklichkeit vollkommen egal ist. Denn wer beim Tourengehen nur sagen können will, wie weit oben er gewesen ist, der ist hier fehl am Platz: Weiter hinauf als auf 1.500 Meter geht es in Norwegen nämlich kaum.
 


Lyngen Alps: Hütten direkt am Meer

Bloß: Das merkt keiner. Weil es wurscht ist. Weil es jedem den Atem verschlägt, wenn er das erste, zweite, dritte und vierte Mal auf „nur“ 1.300 Metern steht – und sich vor, rings und unter ihm ein grandioses Wechselspiel von Gipfeln und Felsen, Hängen und Kuppen, Tälern und Satteln erstreckt, das nahtlos ins Meer übergeht: Fjorde, Buchten und kleine Inseln, die sich hinaus, ins offene Meer so lange aneinander reihen, bis das Blau des Wassers mit dem Blau des Himmels verschmilzt. Und das einzige was fehlt, um das Bild fremdenverkehrskatalogkompatibel zu machen, ist das Hurtigruten-Postschiff, das zwischen einzelnen Fischkuttern und den letzten verlorenen Eisschollen dahin zieht: Norwegen, Skitourengehen in Norwegen, ist genau so, wie man es sich vorstellt – nur noch viel schöner.

Aber vielleicht sollte ich doch am Anfang beginnen. Nur: Wo ist der? Wo – und wann - begann diese Reise eigentlich? Im Foyer des ziemlich stylishen Hotels am Osloer Flughafen, in dem sich da am Karsamstag ein Grüppchen Österreicher und ein Schweizer trafen, um am nächsten Tag noch einmal ein paar tausend Kilometer nach Norden, nach Tromsø, nördlich des Polarkreises, zu fliegen? Oder begann die Reise nicht schon viel früher?


Oslo liegt – von Wien aus gesehen – etwa auf halber Strecke nach Lyngen. Der Flug nach Norden, nach Tromsø, dauert daher auch fast ebenso lang wie der nach Oslo. Und weil es da oben im Norden wirklich erst sehr spät dunkel wird, nutzt man die Zeit nach Landung, Lunch und Quartierbezug für das Naheliegende: Eine erste kleine Tour. Und obwohl wir erst um 17 Uhr losstarten, ist es gegen 21 Uhr, bei der Rückkehr, gerade mal ein bisserl dämmrig. Und abgesehen davon, dass es beim ersten Mal wirklich komisch ist, bei jeder Spitzkehre das Gefühl zu haben, ins Meer zu fallen, muss man auch immer wieder dem Stellwerk der inneren Uhr eines erklären: „Nein, das System ist nicht gecrasht. Nein, das ist kein Jetlag: Es ist jetzt tatsächlich 19 Uhr – und trotzdem gehen wir da mit Fellen im Schnee bergauf. Ja, bei Tageslicht.“
 


Tromsø mit Nordlichtern

Tromsø ist ein nettes, kleines Städtchen: Ein Flughafen, zwei geile Brücken über den Fjord, Uni, Hauptstraße, Mall, ein paar Clubs und Restaurants – und der Hafen. Aber im Grunde schaut man in Tromsø ohnehin entweder meist, dass man weiter kommt – oder nach oben: Nordlichtschauen funktioniert hier nämlich großartig. Zumindest so lange, bis man dann – eine "fargoartige" Roadmovie–Landstraßenfahrt, eine Tour bei Kaiserwetter und ein Abendessen später – in Lyngen erneut den Nachthimmel anheult. Drei Tage später fallen uns die Nordlicht dann aber kaum mehr auf.
Lyngen Seidet unser Unterkunftsort für die nächsten Tage  gilt als das kumulierte Lech, Tignes und Chamonix des norwegischen Skitourenwintersports, ist aber nichtsdestotrotz ein Nest. Liebenswert, aber doch unspektakulär: Ein paar Supermärkte, Tankstelle, Skidoo-Verleih, eine Fähranlegestelle – und irgendwo am Ufer eine überdimensionale Weihnachtsmannstatue. Vor allem gibt es hier aber diese wundervollen Hütten. Direkt am Wasser. Mit Blick über die Bucht, hinüber auf Berge, Gipfel und Gletscher.

Wobei: „Hütten“ eine wirklich grobe Beleidigung ist – schließlich gibt es hier alles: Sauna und Balkon. Waschmaschinen und Trockenschränke - jeden Tag frische Skiunterwäsche! Oh, selten erlebter Luxus!. Überkomplette Küchen, Flatscreen und – oh schönes Norwegen! – superschnelle WiFi-Internetanbindung. Und wenn da nicht noch ein paar vereinzelte Eisschollen unterwegs wären, könnte man vom Steg vor dem Haus nicht bloß nach der Sauna ins Wasser springen oder das Abendessen selbst fischen  – sondern auch gleich mit dem Fischkutter zum Touren-Einstieg schippern.

Doch vor lauter Bejubeln von Infrastruktur und Drumherum, vergesse ich jetzt fast, davon zu erzählen, warum wir hier sind: Von Bergen. Von Hängen. Vom Schnee. Aber ohne Übertreibung und auch wenn es peinlich klingt: Irgendwann wird Jubel inflationär. Und das ständige Herumfuhrwerken mit Superlativen wirkt so rasch penetrant. Nur: Was soll ich sagen – außer: Es war genial. Das Wetter? Herr Wadsak sagte mir via Facebook–Chat am ersten Morgen „ihr werdet super Wetter haben“ und fragte mich erst danach „wo bist du eigentlich?“. Doch er behielt dennoch Recht. Und das, obwohl er genau das Gegenteil der nationalen Wetterprognosen vorhersagte. Woran das lag? „Die in Oslo sind neidig, dass es hier so schön ist – drum sagen sie immer schlechtes Wetter an“, erklärte uns der Vermieter der Hütten, als wir auch am dritten, vierten und fünften Tag bei strahlendem Sonnenschein loszogen.
 


Geniale Ausblicke über das Meer

Die Touren? Hammer! Obwohl wir für Powder schon ein wenig zu spät dran waren, waren die Verhältnisse – nahezu – ideal. Lange, weite, manchmal schier endlos scheinende Firnabfahrten waren meist der Lohn für mitunter zwar lange, aber doch kaum je wirklich beschwerliche Aufstiege. Klar: Manchmal war es ein bisserl harschig, hin und wieder auch eisig – und just als wir auf der Insel Kagen vom Kagtinden den fulminanten Rundum–Meer–Blick genießen wollten, zog es tatsächlich zu. Doch so schlimm war das nicht: Wer an sechs von acht Tourentagen großteils in strahlender Sonne und kurzärmelig aufsteigt und sich einen Spaß draus macht, für Fotos auf jeder Anhöhe TV–Werbespot–Posen zu schmeißen, darf über die paar Wolken und Nebelschwaden dann nicht jammern.

Schließlich gab es da nicht nur jede Menge Panorama, ein bisserl Flora und pittoreske Fauna - z.B. eine Rentierherde - zu bewundern – sondern auch die nationalen Touren-Sitten: Als Mitteleuropäer hüte man sich tunlichst, einer skandinavischen Aufstiegsspur zu folgen. Woran man die erkennt? Norweger wählen die Diretissima. Immer. Wirklich immer. Und zwar ganz egal, wie steil es bergauf geht. Oben, auf den Gipfeln, ist das dann zwar wieder wurscht – aber die Wahrscheinlichkeit, dort nicht anzukommen und irgendwo unterwegs kläglich einzugehen, ist nicht von der Hand zu weisen. Wie das die Norweger schaffen? Keine Ahnung. Vielleicht ziehen sie dieses Spuren ja auch nur um uns zu demoralisieren – vermutlich bei Nacht und vom Helikopter aus.

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Aber Norwegen blieb mir auch auf einer anderen Ebene ein Rätsel: Wovon die Menschen, die hier teils tatsächlich in der allergrößten, wenn auch wunderschönen Einöde wohnen, tatsächlich leben, konnte ich nicht schlüssig herausfinden. Sicher: Fischerei, Jagd, Skidoo–Service und dergleichen sind ehrbare Berufe. Doch wie man damit so viel verdienen kann, sich das Leben in einem Land zu finanzieren, in dem eine Pizza Margarita nicht unter 17 Euro und das Bier im Supermarkt etwa vier Euro pro Dose kosten, konnte ich nicht ergründen.
 



Aber diesem Geheimnis werde ich noch auf die Schliche kommen. Und zwar dann, wenn ich das nächste Mal irgendwo im Lyngenfjord am Strand stehe, die Felle auf die Skier spanne und mein LVS–Gerät einschalte. Wahrscheinlich wird Markus Wadsak dann auch dabei sein – auf Facebook, im Chat, hat er jedenfalls gesagt, dass er selbst erleben will, wie das ist, wenn man unmittelbar vom Meer auf den Gipfel steigt – und dann, später, beim letzten Abschwingen, der Schnee fast bis ins Wasser staubt.

Vorhersage Nordlichter
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Autor

Thomas Rottenberg

Thomas Rottenberg beschreibt sich als Buchautor, Moderator, Kolumnist & Journalist, Lauf- und Outdoorblogger, Reisender, Geschichtenerzähler.Daheim in Wien, zuhause überall. Schreibt u.a. für Standard und Falter und arbeitet als Moderator bei diversen Events.

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Kundenmeinungen

  • 01
    Cornelia L.
    WOW!! Unser Skitourentrip nach Lyngen war nicht nur im Vorfeld gut durchorganisiert, sondern auch die Betreuung vor Ort war hervorragend. Die Reise verdient von Anfang bis Ende das Prädikat: herausragend. Es war ein unbeschreibliches Abenteuer!
    am 02.08.2020

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